Welche Babykleidung ist schadstofffrei?

Informier dich hier über Schadstoffe, Siegel und die Besonderheiten bei empfindlicher Babyhaut.

Zurecht stellen sich viele Eltern und werdende Eltern die Frage nach der gesundheitlichen Verträglichkeit von Babykleidung. Schadstoffe in Babykleidung können Allergien und Hautreizungen hervorrufen. Am Ende handelt es sich um gefährliche Giftstoffe, die im schlimmsten Fall krebserregend sind oder die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen. 

Aber: Der Teufel sollte auch nicht an die Wand gemalt werden. Mit diesem Beitrag möchte ich versuchen etwas Licht in den „Schadstoffdschungel“ zu bringen und aufzeigen, auf was du bei der Wahl der Babykleidung achten kannst, damit diese auch tatsächlich schadstofffrei und unbedenklich für dich und dein Baby ist.

Empfindliche Babyhaut

Die Haut unserer Kinder ist in den Babyjahren ganz anders beschaffen, als die eines Erwachsenen. Babyhaut ist nicht so widerstandsfähig und reagiert besonders empfindlich auf chemische, physikalische und mikrobielle Einflüsse. Der Hauptgrund hierfür ist die Hautdicke. Babyhaut ist nur etwa ein Fünftel so dick, wie die eines Erwachsenen. Vor allem die äußerste Schicht, die Hornschicht, ist viel dünner und die einzelnen Zellen sind weniger dicht angeordnet. Zudem sind die Schweiß- und Talgdrüsen, die für eine natürliche Schutzschicht sorgen, noch relativ schwach ausgeprägt.

Substanzen und natürlich auch alle schädlichen Chemikalien, die mit der Babyhaut in Verbindung kommen, können daher viel schneller aufgenommen werden und bis in die tieferen Hautschichten eindringen. Weitere nützliche Infos zur Babyhaut hat der Creme Hersteller Eucerin auf seiner Website anschaulich erläutert. Neben der empfindlicheren Haut nehmen gerade Kleinkinder Textilien auch häufig in den Mund. Hierbei nehmen sie auch die (vermeintlich im Textil enthaltenen) schädlichen Chemikalien oral auf.

Auch Eltern sollten daher kritisch bei der Wahl ihrer Kleidung sein. Wenn das Kind über der deiner Schulter liegt, dort lüllert und das „Bäuerchen“ macht, kommt es ebenfalls in unmittelbaren Kontakt mit deiner eigenen Kleidung. 

Textilproduktion = Chemieeinsatz

Die provokative Gleichung entspricht üblicherweise leider der Realität. Die Textilindustrie ist die Einzelindustrie, die weltweit den größten Chemieeinsatz vorweist. Für die Produktion von Textilien werden etwa 20.000 verschiedene Chemikalien eingesetzt. Eine schier unüberschaubare Menge, deren Wechselwirkungen zum jetzigen Zeitpunkt kaum untersucht werden können.

In einer Ausgabe des Elternratgebers für Allergologie werden die Chemieanteile in Textilien ausführlich aufgeschlüsselt und erläutert. Demnach werden für die Produktion von 1 kg Stoff, z.B. für ein handelsübliches Baumwoll-Shirt, 3 kg Chemikalien aufgewendet. Der Chemieanteil am Gesamtgewicht eines fertigen Kleidungsstückes liegt dabei zwischen 5% - 30%. Auch wenn der Großteil der Chemikalien vor dem Verkauf der Waren ausgewaschen und gereinigt wird, verbleibt ein Rest in den Textilien. Dieser Chemieanteil ist jedoch nicht deklarationspflichtig. Deklarationspflichtig sind bei Textilien lediglich die Faseranteile (z.B. 95% Baumwolle; 5% Elasthan). 

Die deutsche Textilindustrie ist im weltweiten Vergleich sehr vorbildlich und verzichtet auf viele der gefährlichen Schadstoffe. Doch die in Deutschland verkaufte Kleidung ist zu 90 % Importware, welche nicht selten schlecht kontrolliert ist, wie einschlägige Dokumentationen immer wieder zeigen. Auch der NDR hat sich mit dem Thema "Chemie und Mikroplastik: Kleidung als Umweltproblem" beschäftigt. 

Eine Auseinandersetzung mit dem Thema „Welche Babykleidung ist schadstofffrei“ ist daher unbedingt sinnvoll und empfehlenswert. Nur so kann man sicher gehen, dass man das eigene Kind nicht unnötigen gesundheitlichen Risiken aussetzt. 

Welche Schadstoffe können in Babykleidung enthalten sein? 

Diese Frage habe ich mir gestellt. Denn die o.g. 20.000 verschiedenen Chemikalien finden sich ja nicht in einem einzelnen Baumwollshirt wieder, sondern verteilen sich auf die unterschiedlichsten Einsatzbereiche (z.B. Outdoorbekleidung, Spezialkleidung, Sportkleidung, u.v.m.). Bei der Recherche haben sich einige Schadstoffgruppen herausgebildet, die sich auch in Babykleidung wiederfinden können, weil sie eben nicht nur in „Spezialtextilien“ vorkommen.

Pestizide im Rohmaterial

Der Pestizideinsatz in der Landwirtschaft ist allgemein bekannt. Pestizide werden auf den Feldern versprüht, um die angebaute Pflanze vor Schädlingsbefall, Krankheiten und Unkraut zu schützen. Natürlich findet dieser auch auf den konventionell bewirtschafteten Baumwollfeldern dieser Welt statt. Einige der verwendeten landwirtschaftlichen Pestizide können auch noch in der fertigen Kleidung nachgewiesen werden. 

Ist dies der Fall, können sie beim jeweiligen Träger zu allergischen Problemen führen. Neben diesem für Kinder nicht unbedingt außer Acht zu lassendem gesundheitlichem Risiko, sind vor allem die Arbeitsbedingungen und Umweltbelastung kritisch zu sehen. Umwelt und Arbeiter*innen sind den Pestiziden auf den Baumwollfeldern unmittelbar ausgesetzt und tragen häufig schwere Leiden davon

Schwermetalle

Schwermetalle kommen auch bei der Textilproduktion zum Einsatz. Antimon beispielsweise wird für die Erzeugung von Polyester verwendet. Andere wie Chrom, Kobalt und Kupfer sind Bestandteile von Farbstoffen. Chromsalze wiederum werden in großen Mengen zum Gerben von Leder verwendet. 

Schwermetalle sind nicht abbaubar und können schon in leichter Überkonzentration für den menschlichen Organismus gefährlich werden. Der Einsatz bzw. die Konzentration von Schwermetallen sind in der EU reguliert. Den Vertretern vieler Öko-Siegel gehen diese Grenzwerte jedoch nicht weit genug. 

Chemische Hilfs- und Ausrüstungsmittel

Hilfs- bzw. Ausrüstungsmittel veredeln Textilien oder verleihen ihnen einen zusätzlichen funktionellen Mehrwert. Dank dieser Ausrüstungsmittel sind Oberhemden „bügelfrei“, Outdoorjacken „wasserabweisend“ und Tischdecken „fleckabweisend“. Die Liste, der hier zum Einsatz kommenden Chemikalien, ist schier unendlich. 

Der wohl bekannteste Kandidat, die sog. „N-Methylolverbindungen“ sind auch bekannt unter dem Namen Formaldehyd. Formaldehydfindet beispielsweise Anwendung, um die Formbeständigkeit der Textilien zu verbessern

Der Grenzwert liegt hier bei 75 mg/kg für Bekleidung und Textilien mit direktem Hautkontakt und bei 20 mg/kg für Babykleidung. (Quelle: Elternratgeber für Allergologie) Wenn der Anteil diesen Grenzwert übersteigt, werden die Textilien kennzeichnungspflichtig. Bei Importware fehlt dieser Hinweis jedoch regelmäßig. Formaldehyd gilt als krebserregend, kann hautreizend wirken und Allergien verursachen

Im Outdoor- und Regenbekleidungsbereich wird u.a. PFOA (Perfluorocatansäure) eingesetzt, um eine wasserabweisende Funktion zu erreichen. Die Menge der verwendeten Substanzen wurde mit einer EU-Richtlinie im Jahr 2006 begrenzt. Studien deuten jedoch darauf hin, dass auch schon geringste Mengen PFOA (Perfluorocatansäure) das Immunsystem beeinträchtigen

Ein Großteil der Produzenten für Outdoor-Ausrüstung nutzt PFC, um Kleidung, Schlafsäcke und Zelte wasserabweisend herzustellen. Laut Recherche der SZ, sind die gesundheitlichen Gefahren, die von PFC ausgehen sind jedoch nicht wissenschaftlich belegt. Dennoch steht fest, dass PFC ein schlecht abbaubarer Kunststoff ist, der für die Umwelt eine zunehmende Belastung darstellt. 

Farbstoffe 

Farbmittel bringen im Rahmen der Textilproduktion das größte gesundheitliche Risiko mit sich. Von rund 4.000 im sog. „Colour Index“ aufgelisteten Farbstoffen sind die Hälfte „Azofarbstoffe“. Der Einsatz dieser Farbstoffe ist in Deutschland nicht erlaubt. Es gibt allerdings viele Länder, in denen die Verwendung dieser Farbstoffe nicht reglementiert ist. Die darin enthaltenen Giftstoffe werden während der Anwendung gespalten und setzen krebsverursachende Amine frei.

Besonders blau und schwarz färbende Farbstoffe können Allergien auslösen. Der Schadstoff Anilin ist der krebserregende Farbbestandteil im Farbstoff Indigo, der vor allem bei der Jeansproduktion zum Einsatz kommt. Durch den Import aus anderen europäischen Ländern oder Übersee, gelangen die in Deutschland verbotenen Schadstoffe auch in unsere Kleidung und zweifelsohne auch in die Kleidung unserer Kinder. 

Die ARD Doku „Unsere Kleidung“ vom 05.10.2021 zeigt hierbei eindrücklich, wie undurchsichtig das Netz der Produktionsfirmen und Subfirmen in den produzierenden Ländern ist. Eine Kontrolle, welche Farb- und Schadstoffe verwendet werden und wie die dortige Produktion die Umwelt tatsächlich belastet, ist kaum möglich. 

Vor allem aber ist das Thema konventionell produzierenden Marken offensichtlich nicht wichtig genug, als dass sie durch ihren enormen Preisdruck hinnehmen, dass die Produktion auf schwer umweltschädigende Weise erfolgt. 

Schadstoffe in Babykleidung: Das Grundproblem 

Nach all den Informationen bei dem Versuch einen Überblick über die möglichen Schadstoffe in Babykleidung zu geben, wird für mich und viele andere Vertreter der ökologischen und nachhaltigen Bekleidung das Grundproblem offensichtlich.

Das Thema ist so komplex, international und vielschichtig, dass es für den normalen Verbraucher unmöglich ist, die Qualität und den Schadstoffanteil in Bekleidung zu erkennen. Erschwerend kommt die fehlende Kennzeichnungspflicht der Schadstoffe auf den Textiletiketten hinzu. 

Die noch weitergehende Bewertung des gesundheitlichen Risikos ist kaum möglich, weil: 

  • Die Anzahl der verwendeten Chemikalien kaum überschaubar ist 
  • Sich die Schadstoffe je nach Mischung unterschiedlich verhalten (ähnlich wie bei Medikamenten)
  • Die Tragebedingungen sehr unterschiedlich sind (z.B. Wohnort, individuelle Konstitution z.B. Schweißbildung) 
  • Durch Importe aus dem asiatischen Raum die Kontrollmöglichkeiten der EU ins Leere führen 
  • Keine Kennzeichnungspflicht für die Chemikalien besteht 
  • Die Produktionskette nicht transparent ist und durch Subfirmen vollkommen undurchsichtig wird, wer welche Chemikalie dem Textil zusetzt 

Welche Siegel gibt es? Und welche Schadstoffe werden dadurch ausgeschlossen? 

Nach dieser ernüchternden Erkenntnis für konventionell produzierte Bekleidung bzw. Babykleidung, stellt sich die Frage, wie man der empfindlichen Haut unserer Kinder überhaupt gerecht werden kann. 

In den letzten Jahren und Jahrzehnten haben sich einige verlässliche Textilsiegel etabliert, die neben einer fairen Produktion auch umwelttechnische und ökologische Standards festgelegt haben und diese streng kontrollieren. Die strengen Kontrollen auch im Hinblick auf die zum Einsatz kommenden Chemikalien, sowie die Transparenz der Lieferkette, geben Müttern und Vätern die größtmögliche Sicherheit. 

Global Organic Textile Standard (Kurz: GOTS)

  • Weltweit führender Standard für die Verarbeitung aus biologisch erzeugten Naturfasern (Min. 70%)
  • Unabhängige Zertifizierung der gesamten Lieferkette (vom Rohstoff bis zum fertigen Textil)
  • Verbot von: Pestiziden in der Landwirtschaft, toxischen Schwermetallen, Formaldehyd, Chlorbleiche, Azofarbstoffen u.v.m.
  • Protokollierung der eingesetzten Chemikalien, Wasserverbrauch, Abwasseraufbereitung
  • Einhaltung strenger sozialer Kriterien bzgl Arbeitsbedingungen und fairen Lohn Weitere 
  • Infos aus der Seite vom Global Organic Textile Standard
  • nachverfolgbares Produktlabel für alle Arten von Textilien (nicht nur Naturfasern)
  • alle Materialien werden schadstoffgeprüft und entsprechen dem Standard Oeko-Tex 100
  • strengste Regulierungen der Chemikalien (z.T. noch strenger als GOTS)
  • zertifizierte Betriebsstätten, die einem umfassenden Nachhaltigkeitsprogramm (Umwelt, Chemikalien, Qualität, Arbeitssicherheit uvm.) unterliegen
  • Weitere Infos auf der Seite von Oeko-Tex Made in Green

  • Hauptsächlich im europäischen Raum vertreten
  • Ausschließlich Textilien aus Naturfasern
  • Chemikalien nur extrem eingeschränkt erlaubt; Verboten sind alle Substanzen die, krebserzeugend, Erbgut schädigend, die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen oder schädigend für das Kind im Mutterleib sind
  • Strenge festgelegte Sozialstandards
  • Ausgangsmaterial 100% biologisch angebaut oder aus biologischer Tierhaltung
  • Weitere Infos auf der Seite vom IVN

Übrigens: Schadstofffreie Babykleidung gibt’s natürlich bei littlegreenie

Du bist nun überzeugt und sensibilisiert, dass schadstofffreie Babykleidung die richtige Wahl ist? Der Bericht hat dich hoffentlich nicht nur verunsichert, sondern dir auch eine Lösung aufgezeigt. Ambitionierte Textilsiegel gewährleisten mit ihren strengen Richtlinien in sozialer und ökologischer Hinsicht, dass es zuverlässige, schadstofffreie Babykleidung am Markt gibt.

Bei littlegreenie legen wir größten Wert auf Bio Babykleidung und Bio Kindermode, die schadstofffrei ist und aus natürlichen Fasern besteht. Unsere Lieferanten sind nach den strengen Auflagen des GOTS und IVN Best Siegel zertifiziert. Jeder Artikel verfügt über die entsprechende Kennzeichnung der Siegel Lizenz Nummer, mit welcher die Herstellungskette nachverfolgt werden kann.

Über die Filter-Funktion kannst du zudem gleich nach deinem favorisierten Siegel filtern. Das Thema Schadstoffe ist besonders relevant bei allen Textilien, die direkt auf der Haut getragen werden. Bio Baby Bodys in allen Varianten, Strampler mit und ohne Fuß sowie Hosen für Kinder findest du u.a. bei uns im Shop.

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