Mein Baby schläft nicht

Schlafprobleme bei Babys: Expert*innen-Interview mit Jovana

Liebe Jovana, du bist Expertin für das Thema Babyschlaf. Ein Thema, das viele Eltern sehr beschäftigt und ihnen im wahrsten Sinne des Wortes schlaflose Nächte beschert. Wir haben uns bei unseren Kund*innen umgehört, welche Fragen zum Thema Babyschlaf ihnen besonders unter den Nägeln brennen. Am stärksten bewegt Eltern demnach die Frage, wie sie ihr Kind am besten unterstützen können, gut einzuschlafen. Wir sind sehr gespannt auf deine Expertinnen-Tipps!

Frage: Was sind aus deiner Sicht die drei wichtigsten Dinge, damit mein Baby gut schlafen kann?


Antwort: Es gibt viele Punkte, die den Kinderschlaf beeinflussen können. Wenn ich mich jedoch festlegen müsste, so wären es die folgenden drei:

Der erste Punkt für guten und gesunden Babyschlaf ist die gute Bindung zum Kind. Nur Kinder, die ihren Eltern vollkommen vertrauen, können auch nachts loslassen.

Der zweite Punkt, den auch viele Eltern schon kennen, ist eine feste Abendroutine. Diese kann schon mit drei Monaten gestartet werden. Kinder wissen nicht, wann Schlafenszeit ist, und somit bereitet die Abendroutine sie darauf vor. Wichtig ist, dass die Abendroutine immer gleich abläuft. Jeden Abend sollten genau die gleichen Schritte in genau der gleichen Reihenfolge gemacht werden. Das gibt Kindern Sicherheit und Geborgenheit.

Der letzte Punkt ist Dunkelheit. Schlaf ist ein biologischer Prozess und unser Körper schüttet Melatonin aus, damit wir schlafen können. Dies macht unser Körper, wenn es dunkel wird. Deswegen hilft es, wenn das Schlafzimmer möglichst dunkel ist.

Frage: Mein Baby schläft nicht ein trotz Müdigkeit – was kann ich tun?

Bei mir ist es jedes Mal ein wahnsinniger Kraftakt, das Kind in den Schlaf zu begleiten: Ohne gefühlt stundenlang auf dem Arm wiegen, Sssch-Geräusche oder Singen klappt es nicht. Mein Kind würde nie einfach so im Kinderwagen, im Auto oder im Bett einschlafen.


Antwort: Ja, das Thema kenne ich gut. Sehr viele Familien wenden sich an mich, weil ihre Kinder eine stundenlange Einschlafbegleitung brauchen bevor sie endlich schlafen.

Jedes Kind ist anders und braucht andere Unterstützung, um in den Schlaf zu finden. Hier gibt es auch kein richtig oder falsch, da jedes Kind anders auf die Einschlafbegleitung reagiert. Wenn die Eltern jedoch am Ende ihrer Kräfte sind und auch das Kind übermüdet wirkt, sollten die Eltern dem Kind helfen, dass es eigenständig ohne diese "Schlafstützen" in den Schlaf findet. Dies ist ein Lernprozess. Es ist möglich, aber wir als Eltern müssen unseren Kindern die Zeit geben, dies zu lernen. Leider gibt es auch keinen allgemeinen Tipp, da die Bedürfnisse des einzelnen Kindes betrachtet werden müssen. Ein guter Start ist die feste Abendroutine.

Frage: Mein Baby schläft nur mit Körperkontakt – und wacht auf, sobald ich weggehe.

Schlafen klappt meistens nur gemeinsam im Elternbett. Hast du Erfahrungen, wie ich ihm helfen kann, auch allein friedlich weiterzuschlafen?


Antwort: Das Thema mit dem Körperkontakt ist eine häufige Herausforderung. Kinder werden zwischen den Schlafzyklen wach und überprüfen ihre Umgebung. Sie prüfen, ob sich etwas geändert hat. Dein Kind schläft an dich gekuschelt ein und wenn es wach wird, bist du auf einmal weg. Das ist erschreckend für viele Kinder. Stell dir vor, dass du im Bett einschläfst und auf dem Küchenboden wach wirst.

Es hilft deinem Kind, wenn es so einschläft, wie es nachts auch aufwacht. Falls du kein Fan vom Familienbett bist – das muss wirklich jeder für sich entscheiden – rate ich dir, dass dein Kind lernt im eigenen Bett zu schlafen. Ein fester Tagesrhythmus mit einer festen Abendroutine hilft deinem Kind dabei. Nutze die letzten 30-60 Minuten vor der Abendroutine, um den ‚Kuschel-Akku‘ deines Kindes zu füllen.

Frage: Einschlafen lernen ohne Brust: Ein großes Thema für viele stillende Mütter.

Viele Babys wachen auch nachts oft auf und schlafen dann nur an der Brust wieder ein. Welche Tipps hast du hier für uns?

Antwort: Einschlafstillen ist bei meinen Vorträgen immer ein großes Thema. Und Stillen und Schlafcoaching können dabei Hand in Hand gehen. Mütter müssen nicht aufhören zu stillen, damit ihr Kind besser schläft. Viele Kinder assoziieren schlafen mit stillen. Sie wissen nicht, wie sie ohne die warme Brust einschlafen sollen. Deswegen werden sie auch nachts häufig wach und brauchen die Brust, um wieder einzuschlafen.

Wenn dein Kind über 6 Monate alt ist, hilft es, wenn du das Stillen als ersten Schritt der Abendroutine und nicht als letzten Schritt machst. So ist dein Kind wach genug, um eine volle Mahlzeit zu trinken. Und es schläft nicht an der Brust ein. Die ersten Tage wird das Einschlafen ohne die Brust länger dauern. Begleite dein Kind auf diesem Weg. Wenn es ohne Brust einschlafen kann, dann schafft es dies auch nachts. Das gleiche gilt für die Flasche, viele Kinder brauchen die Babyflasche zum Einschlafen.

Frage: Warum ist Mittagsschlaf für Babys so wichtig? Wie kann ich meinem Kind helfen, mittags zur Ruhe zu kommen?


Antwort: Ein Kind, das tagsüber ausreichend Schlaf bekommt, kann auch nachts besser schlafen. Babys haben nur eine gewisse Zeitspanne, welche sie wach bleiben können. Bei Neugeborenen sind dies nur 45-60 Minuten!

Eltern sollten ihre Kinder gut beobachten und die ersten Anzeichen für Müdigkeit lernen. Es ist wichtig, dass dein Kind zum richtigen Zeitpunkt hingelegt wird. Es sollte müde sein, aber noch nicht zu müde. Ich weiß, das sagt sich immer so leicht. Vielen Eltern hilft es, ein Protokoll zu führen, um zu sehen, wie lange das Kind wach bleiben kann. Kinder, die übermüdet sind, sind gestresst und schlafen somit nur sehr schlecht. Auch eine kleine Routine vor dem Tagesschläfchen kann deinem Kind helfen zur Ruhe zu kommen, es weiß, was passiert.

Frage: Du hast uns hier schon viele tolle Tipps zum Thema Babyschlaf gegeben.
Was kann eine individuelle Schlafberatung, wie du sie anbietest, darüber hinaus leisten?


Antwort: In meiner individuellen Schlafberatung gehe ich komplett auf die Eltern und auf das Kind ein. Allgemeine Tipps kann ich geben, aber durch die Einzigartigkeit jeder Familie kann ich in meiner persönlichen Beratung ganzheitlich alle Aspekte betrachten, die den Schlaf des Kindes beeinflussen.

Ich begleite die Familie über 2-3 Wochen, das gibt den Eltern Sicherheit. Sie können all ihre Fragen platzieren und wir können unseren Schlafplan jederzeit auf die Bedürfnisse der Familien anpassen. Oftmals geht es auch um liebevolle Konsequenz und Durchhalten. Es ist anstrengend, das Schlafverhalten des Kindes zu ändern. Dein Kind sieht keinen Grund dafür. Deswegen motiviere ich die Eltern und "halte ihre Hand". Ich liebe diese enge Zusammenarbeit und freue mich, wenn am Ende die gesamte Familie ausreichend Schlaf bekommt!

Jovana Wulf

Jovana Wulf lebt mit ihrer Familie in Köln und ist zertifizierte Sleep Sense™ Schlafberaterin. Mit ihrer ganzheitlichen Schlafberatung "Tiny Dreamer" unterstützt sie Familien mit Babys und Kleinkindern dabei, wieder mehr Schlaf in ihr Leben zu bringen. Du findest Jovana auch auf Instagram.

@tinydreamer_sleep

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