Stoffwindeln einfach erklärt!

Wie funktioniert das mit den Stoffwindeln?

Als ich schwanger war, kam unvermeidlich das Thema Windeln auf mich zu. Von Stoffwindeln hatte ich gehört, konnte mir aber nicht richtig etwas darunter vorstellen. Ich wollte los shoppen und eine Stoffwindel bestellen.

Doch das – so musste ich schnell feststellen – war gar nicht so einfach. Ich scheiterte schon an den Begriffen: Höschenwindel? Überhose? All-in-One? Prefolds? Was ist das alles? Frustriert war ich gedanklich wieder bei der Wegwerfwindel angekommen... Durch Zufall bin ich auf die Stoffwindelfee gestoßen. Jasmin Beauregard hält Vorträge zur Stoffwindel Beratung und erklärt die verschiedenen Stoffwindeln. Sie hat mir und meiner Freundin einen Crashkurs gegeben. Ich kann ehrlich sagen: Tolle Frau, tolles Angebot!

Die wichtigsten Grundlagen möchte ich dir in diesem Artikel mitgeben und meine Erfahrungen von 6 Monaten wickeln mit Stoffwindeln teilen. Meine besten Tipps und Tricks verrate ich dir selbstverständlich auch!

5 ultimative Tipps und Tricks

  1. Windelvlies verwenden
  2. Verlängerungen für Bodys, damit diese länger passen
  3. Klettverschlüsse vor dem Waschen schließen, sodass keine andere Kleidung beschädigt wird
  4. UV-Licht neutralisiert Flecken! Sollten Verschmutzungen nicht mehr raus gehen, lege die gewaschenen, noch nassen Stoffe raus in die Sonne
  5. Für den besseren Schlaf: nachts Höschenwindeln benutzen

Stoffwindeln vs. Wegwerfwindeln – 5 Gründe für Windeln aus Stoff

  1. Stoffwindeln sind nachhaltig. Sie werden viel länger und mehrfach benutzt. 
  2. Stoffwindeln sind auf Dauer günstiger. Die Anfangskosten scheinen mit rund 250-300 Euro hoch, doch für Wegwerfwindeln zahlst du mitunter rund 1.200 Euro (bei 50 Euro Ausgaben im Monat und 2 Jahren Windelzeit). Selbst mit Wasser- und Stromkosten für die Waschmaschine kommst du nicht auf so einen Betrag und sparst eine Menge. 
  3. Stoffwindeln sind besser für die Babyhaut. Einige Wegwerfwindeln enthalten z.B. Mineralöle oder Bleichmittel. Das muss nicht gleich schädlich sein. Stoffwindeln kommen aber ganz ohne diese Mittel aus. Stoffwindel-Kinder haben z.B. viel seltener einen roten Po. 
  4. Stoffwindeln produzieren deutlich weniger Müll. In Deutschland landen bei 3 Millionen windeltragenden Kindern pro Tag ca. 8,5 Millionen Windeln auf dem Restmüll. Eine Stoffwindel landet dort evtl. nach 2 Jahren oder sie wird idealerweise beim nächsten Kind wiederverwendet. 
  5. Stoffwindeln haben viele schöne Designs. Durch die unterschiedlichen Varianten und Formen findest du sicher auch etwas, das dir gefällt!

Stoffwindeln - wie funktioniert das nun?

Im Grunde sind Stoffwindeln einfach erklärt: Generell funktionieren Windeln aus Stoff wie normale Wegwerfwindeln. Du benötigst eine wasserdichte Schicht außen, sodass die Feuchtigkeit nicht entweichen kann und im Inneren brauchst du einen Stoff, der viel Nässe aufsaugt.

Nun gibt es verschiedene Stoffwindel Systeme. Von Mullwindeln, bei denen du die einzelnen Bestandteile, wie den Saugkern, die weiche Windel bis hin zur wasserdichten Außenschicht, selbst anlegst und kombinierst bis hin zu All-in-One Stoffwindeln, die sich wie eine Einwegwindel direkt anlegen lassen.

Du hast also die Qual der Wahl. Doch welches Stoffwindelsystem ist das Beste für dich? Um dir einen ersten Überblick zu geben und zu verstehen wie das mit den Stoffwindeln funktioniert, stelle ich dir ein paar Systeme vor, die ich selbst ausprobiert habe.

1. All-in-One Stoffwindelsystem

Einfach und praktisch ist die „All-in-One“-Windel. Das ist eine dicke Windel, in der alles schon vorhanden ist. Komplett wie sie ist, kommt sie in die Wäsche. Der Vorteil ist, dass du wirklich nur eine Windel hast und auch Stoffwindelanfänger damit super wickeln. Ich habe z.B. eine schöne All-in-One von PoPoLini, wenn die Großeltern mal wickeln.

All in One Stoffwindeln

All-in-One


  • ideal für Anfänger
  • wie Einwegwindel angelegt
  • auch für Kita & Babysitter super
  • muss komplett gewaschen werden

2. Stoffwindelsystem mit Überhose und Einlagen oder Prefolds

Ein weiteres System ist eine Kombination aus einer wasserdichten Überhose und speziellen Einlagen oder Prefolds. Die Überhose ist meist aus PUL. PUL ist die Bezeichnung für eine Polyesterhose, die im Inneren mit einer dünnen Schicht Kunststoff oder Kunstharz (Polyurethan) überzogen ist und dadurch wasserdicht wird, aber dennoch Luft durchlässt.

Die Windel Saugeinlagen kannst du dir als dicke Slipeinlagen vorstellen. Die sogenannten Prefolds sind größere und dickere Tücher, die du zusammenfalten kannst. Sie sind aus Baumwolle, Hanf oder Frottee und werden einzeln in die Überhose gelegt oder mit Druckknöpfen befestigt. Einlagen aus Baumwolle sind weich und elastisch; Frottee und Hanf saugen dagegen die Feuchtigkeit besser auf und du musst sie nicht so häufig wechseln. Ich verwende meist 2 Einlagen pro Windel.

Vor allem in den ersten Lebensmonaten kann ich die aus Frottee empfehlen, denn dann ist der Stuhlgang deines Babys durch die Milch noch sehr flüssig und diese Flüssigkeit muss natürlich auch aufgesogen werden. Sobald du mit Brei anfängst (meist zwischen dem 4. und 6. Monat), wird der Stuhlgang fester. Je nach Gefühl, kannst du mal mehr, mal weniger Einlagen oder Prefolds aus verschiedenen Stoffen wählen.

Der Vorteil: Die Einlagen und Prefolds kannst du einzeln bei 60 oder sogar 90 Grad waschen, die Überhosen hingegen nur bei 40 Grad. Durch die separaten Waschgänge hast du immer welche trocken und bist flexibler im Einsatz als z.B. bei der All-in-One-Windel. Die Stoffe kannst du auch super auf der Heizung trocknen, falls du schnell mal neue benötigst. Achtung: Das solltest du nie bei den PUL-Überhosen tun, denn sonst werden sie porös!

Stoffwindeln Einlage und Überhose

Überhose + Prefolds/Saugeinlagen


  • ähnlich wie Einwegwindel zu wickeln
  • Saugeinlagen saugen Urin auf
  • wasserfeste Überhosen halten dicht
  • Überhose muss nicht jedes mal gewaschen werden

3. Stoffwindelsystem mit Mullwindeln oder Molltontücher

Die klassischen Mullwindeln kennst du vielleicht von deinen Eltern oder Großeltern. Diese sehen aus wie große Spucktücher. Es sind Tücher aus Baumwolle, die speziell gewebt werden und dadurch besonders weich und angenehm zu tragen sind. Du musst sie mit einer Falttechnik um den Po deines Babys wickeln. Als Windeltuch kannst du auch sogenannte Molltontücher verwenden. Molltontücher sind dicker gewebt als Mullwindeln und saugen somit mehr Feuchtigkeit auf.

Als Auslaufschutz kannst du die PUL-Überhosen verwenden oder, wenn du komplett auf Polyester verzichten möchtest, eine klassische Wollwindelhose. Durch eine spezielle Beschichtung – meist aus Lanolin (Wollwachs von Schafen) – kannst du die Wolle wasserdicht machen.

Der Vorteil: Die Tücher sind schön weich und passen sich perfekt der Körperform deines Babys an. Auch kannst du die Baumwolltücher und die Überhosen separat waschen. Hier ist es leichter, ganz auf Plastik zu verzichten. Das Fetten der Wollhosen nimmt allerdings etwas mehr Zeit in Anspruch.

Stoffwindeln aus Mulltücher

Mullwindeln


  • günstigste Variante
  • vielseitig einsetzbar
  • kombinierbar mit Überhosen
  • erfordern etwas Übung & Falttechnik

4. Gut für die Nacht: Höschenwindeln mit Überhose

Höschenwindeln sind kleine dickere Windeln, die innen mit saugstarkem Stoff ausgestattet sind. Zusätzlich kannst du Einlagen oder Prefolds hinzufügen. In jedem Fall brauchst du eine wasserfeste Überhose als Auslaufschutz.

Da die Höschenwindeln relativ dick sind, eignen sie sich besonders, wenn dein Baby sich nicht so viel fortbewegt, wie z.B. in der Nacht. Dann kannst du nachts entspannt liegen bleiben und musst als Mama neben dem Stillen oder Papa neben dem Flasche geben nicht auch noch wickeln. Empfehlenswert ist eine super weiche Höschenwindel aus Baumwolle. Ähnlich dazu sind Nachtwindeln.

Nachtwindeln und WIndelflies

Höschenwindeln, Nachtwindeln & Überhose


  • guter Schutz für die Nacht
  • extrem saugstark
  • kombinierbar mit Saugeinlagen
  • wasserfeste Überhosen halten dicht

Wie oft muss ich Stoffwindeln wechseln?

In jedem Fall solltest du die Windeln immer wechseln, wenn dein Kind groß gemacht hat. Sonst gilt: alle 2-3 Stunden. Höschenwindeln kannst du länger verwenden, z.B. auch über Nacht.

Wohin mit dem Inhalt?

Um zu starke Verschmutzungen zu vermeiden, verrate ich mein absolutes must-have bei allen Stoffwindelmodellen: Windelvlies! Du kannst es dir vorstellen wie dicke weiche Küchenrolle, welche als innere Schicht eingelegt wird. Der größte Schmutz kann damit im Restmüll entsorgt werden, oder du entleerst das Vlies vorab über der Toilette. Achtung: Das Windelvlies sollte auf keinen Fall in der Toilette entsorgt werden, sondern in den Restmüll. Manche Hersteller haben dickeres Vlies, welches du ebenfalls waschen und somit öfter benutzen kannst.

Wo bewahre ich gebrauchte Windeln aus Stoff bis zum Waschgang auf?

Es gibt zwar extra Taschen, die Wetbags, aber du kannst die Stoffwindeln auch in einer ganz normalen Wäschewanne lagern.

Wichtig ist, dass du sie nicht im Wasser lagerst, denn wenn Urin mit Wasser in Kontakt kommt, entsteht Ammoniak und der unangenehme Geruch entsteht.

Wie wasche ich Stoffwindeln?

Keine Panik, ich kann dich beruhigen, ich habe nur ca. 1 oder 2 Waschgänge pro Woche mehr. Die wirst du mit Kind aber wahrscheinlich eh haben. Die Überhosen und All-in-Ones kommen bei mir ganz normal in die Alltagswäsche bei 40 Grad. Die Stoffe aus Baumwolle, Hanf und Frottee sind sogar bis zu 60 oder 90 Grad waschbar.

Es gibt spezielles Waschpulver, wie das Ulrich Windelwaschmittel. Du kannst aber auch normales Waschpulver verwenden. Wichtig ist, dass du bei den beschichteten Materialien keinen Weichspüler verwendest und darauf achtest, dass Wolltextilien nicht heiß gewaschen werden dürfen und Wollüberhosen gefettet und möglichst mit Wollwaschmittel gereinigt werden sollten.

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Wie viele Stoffwindeln brauche ich?

Es gibt kleine Hosen für Neugeborene. Die benutzt du zwar nur ein paar Monate, aber am Anfang ist der Po deines Babys tatsächlich noch sehr klein und die normalen Größen halten mitunter noch nicht richtig dicht, sodass am Bein etwas nebenherlaufen kann. Bei mir hat sich die Investition auf jeden Fall gelohnt, denn tatsächlich passen die Newborn-Windeln meinem Kind mit 6 Monaten noch und halten dicht!

Ab dem 2. Monat (je nach Größe deines Babys) kannst du Stoffwindeln benutzen, die mitwachsen. Die sind super praktisch, denn du kannst die Größe durch Druckknöpfe leicht und individuell verstellen. So kannst du die Stoffwindeln wirklich Monate lang benutzen, ohne dir neue anschaffen zu müssen.

Um zu wissen, wie viele Stoffwindeln du brauchst, musst du erst einmal wissen, was du nutzen möchtest. Deshalb entscheide dich zunächst für ein System. Von dem einteiligen Stoffwindel-Sytem All-in-One-Windeln brauchst du ca. 20 Stück. Bei den Überhosen aus PUL oder Wolle brauchst du 10-12 Stück, denn die Überhosen kannst du auch mehrfach benutzen. Von den Einlagen oder den Mulltüchern benötigst du ca. 25-30 Stück. Möchtest du die dickeren Prefolds oder Molltontücher für deine Stoffwindeln benutzen, brauchst du jeweils 15-20 Stück. Für die Nacht empfehle ich 3-4 Höschenwindeln.

Ich hoffe, ich konnte dir Stoffwindeln einfach erklären und wie das funktioniert ohne weitere Fragezeichen hervorzurufen. Aber hast du noch weitere Fragen zum Thema, dann hinterlass uns gerne einen Kommentar. Ansonsten kann ich dir nur die Online Stoffwindelberatung von Jasmin Beauregard empfehlen. Was genau bei Ihrer Online Beratung thematisiert wird, kannst du auch auf ihrer Seite nachlesen.

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